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19.07.2021

Corona-Pandemie: Organisationsaustritte von Engagierten mit Funktionsbindung steigen - ZiviZ im Stifterverband veröffentlicht neue Ergebnisse des Engagement-Barometers 2021

Studie zum bürgerschaftlichen Engagement, Engagement-Barometer 2021
Studie zum bürgerschaftlichen Engagement, Engagement-Barometer 2021 © Hessische Staatskanzlei
Ziviz im Stifterverband veröffentlicht neue Ergebnisse des Engagement-Barometers. Um die Lage der zivilgesellschaftlichen Organisationen während der Corona-Krise zu beobachten und frühzeitig entgegenzusteuern, beteiligt sich das Land Hessen an der Panel-Studie. Die letzte Befragung aus Juni 2021 zeigt folgende zentrale Ergebnisse: 
  • Organisationen stimmen sich auf einen Neustart ein

Mehr als zwei Drittel der Organisationen (68 Prozent) treffen bereits Vorbereitungen für einen Neustart nach der Pandemie. Knapp ein Drittel der Organisationen (31 Prozent) bevorzugt es jedoch noch abzuwarten, bis sich die Pandemielage weiter entspannt. Lediglich 24 Prozent der Organisationen haben ihr Engagement in den letzten Monaten nicht reduzieren müssen.

  • Organisationsaustritte von Engagierten mit Funktionsbindung steigen

Der Anteil an Organisationen mit Mitgliederaustritten bleibt seit März nahezu unverändert.1 Es vermelden unter ihnen jedoch mehr Organisationen Austritte von Engagierten mit Funktionsbindung. Während im März noch 4 Prozent der Organisationen von Kündigungen innerhalb dieser Mitgliedergruppe sprachen, sind es im Juni bereits 12 Prozent. Die Organisationen verzeichnen also zunehmend einen Verlust wichtiger Engagierter.

Neben Kündigungen kommt es jedoch auch zu Neueintritten von Mitgliedern und Engagierten. So verzeichnen 20 Prozent der Organisationen neue Mitglieder innerhalb ihrer Organisation. Andererseits differenziert sich die Dynamik in Organisationen, die weder Kündigungen noch Neumitgliedschaften beobachten (43 Prozent) und Organisationen, die fast ausschließlich Eintritte (16 Prozent) oder Austritte (16 Prozent) verzeichnen.

  • Mehrheit der Organisationen hat keine jungen Engagierten in leitenden Funktionen

Während der Corona-Pandemie verzeichnen 11 Prozent der befragten Organisationen eine gestiegene Vielfalt hinsichtlich ihres Anteils an jüngeren und älteren Engagierten. Ungeachtet dessen übernehmen junge Engagierte (unter 30 Jahre) bei mehr als der Hälfte der Organisationen (55 Prozent) keine leitenden Funktionen.

Der Anteil an Organisationen, die sich durch eine breite Vielfalt an Engagierten mit und ohne Migrationsbiografie auszeichnen, war vor der Pandemie gering (20 Prozent). Dies veränderte sich während der Pandemie kaum. So sprechen lediglich 5 Prozent der Organisationen von mehr Vielfalt hinsichtlich Personen mit und ohne Migrationsbiografie.

  • Digitalisierung im Engagement wird überwiegend positiv bewertet

Mehr als die Hälfte der Organisationen ist der Auffassung, dass digitale Anwendungen für ein zukunftsfähiges Engagement dringend notwendig sind (57 Prozent). Demgegenüber stehen 16 Prozent, die Digitalisierung und gemeinnütziges Engagement für nicht miteinander vereinbar halten.

  • Organisationen beginnen ihre Finanzierungswege digital zu diversifizieren

Der Anteil von existenzbedrohten Organisationen ist seit März überwiegend konstant. Um eventuellen Einnahmerückgängen entgegenzuwirken setzten einige der befragten Organisationen auf neue Finanzierungswege. Das Einsammeln digitaler Geldspenden sowie das Anbieten zahlungspflichtiger Onlinekurse erfuhren hierbei den stärksten Zuwachs (7 Prozent und 5 Prozent).

  • Unterstützungsbedarfe der organisierten Zivilgesellschaft

Die wichtigsten digitalen Unterstützungsbedarfe für Organisationen bestehen in der Aneignung digitalen Knowhows und der Anschaffung von Hardware-Ausstattungen (60 und 46 Prozent). Datenschutz und eine bessere Netzabdeckung sind für die wenigsten Organisationen relevant (30 und 25 Prozent). Für digitale Unterstützungsbedarfe werden somit Fokussierungen auf Fortbildungs- und Infrastrukturangebote priorisiert.

Eine enge Begleitung und Beratung bei Förderanträgen zu Hilfsprogrammen sind weiterhin gefragt. Neben Hilfestellungen der fördernden Organisation (50 Prozent) werden hier vor allem Verbände/Netzwerke, Kommunalverwaltungen und Infrastruktureinrichtungen als ideale Ansprechpersonen wahrgenommen (48, 26 und 20 Prozent).

  • Die Corona-Pandemie fördert mehr Austausch zwischen Organisationen

Die Corona-Krise fördert einen stärkeren und bewussteren Austausch zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen. So nutzen 17 Prozent der befragten Organisationen verstärkt den Austausch zu anderen Organisationen. 11 Prozent stehen im Austausch zu Initiativen, zu denen sie zuvor keinen Kontakt hatten und 9 Prozent tauschen sich bewusst mit Organisationen aus unterschiedlichen Engagementbereichen aus. Dies kommt auch einer diverseren Organisationskultur und -struktur zugute.

Der detaillierte Bericht mit weiteren Ergebnissen und Informationen zur Befragung ist zu finden unter: www.ziviz.de/corona

Hintergrundinformationen zur Befragung:

Das Engagement-Barometer 2021 fragt alle drei bis vier Monate vor allem Vereine zu ihrer Situation während der Coronakrise. Es wird gefördert durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg, das Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales Bayern, die Senatskanzlei Berlin, die Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, die Hessische Staatskanzlei, das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren Schleswig-Holstein und die Thüringer Ehrenamtsstiftung.

Im Mittelpunkt des Interesses steht: Welchen Schaden verursacht die Corona-Krise in der Zivilgesellschaft? Wie trägt die Zivilgesellschaft zur Krisenbewältigung bei? Wie verändern sich krisenbedingt Formen der Zusammenarbeit im Engagement?

ZiviZ im Stifterverband

ZiviZ (Zivilgesellschaft in Zahlen) im Stifterverband ist ein unabhängiges Forschungs- und Beratungshaus zu den Themen Zivilgesellschaft und bürgerschaftliches Engagement. Seit 2008 hat ZiviZ systematisch zur Verbesserung der Datenlage zur organisierten Zivilgesellschaft in Deutschland gearbeitet. 2012 wurde erstmals für Deutschland ein repräsentativer Survey über Vereine, Stiftungen, Genossenschaften und Stiftungen durchgeführt. Mit dem Corporate Citizenship-Survey hat ZiviZ beginnend in 2018 zudem erstmals eine repräsentative Erhebung zum gesellschaftlichen Engagement von Unternehmen aufgesetzt. Ein weiterer Themenschwerpunkt bildet die Arbeit zum digitalen Wandel von Zivilgesellschaft und die Förderung digitaler Innovationen. Mehr Informationen auf http://www.ziviz.de/.

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