Unser Gewinner des Wettbewerbs (KW 46|2020): Mein Ehrenamt. Mein Moment.
Unser Wochengewinner des Wettbewerbs (KW 46|2020):
der Hospizdienst im Wolfhager Land e.V.
Wir gratulieren zu 500 Euro!
Meine ehrenamtliche Tätigkeit!
Hospizbegleiter im Hospizdienst im Wolfhager Land e.V.
Was mich bewegt!
Wie ich zum Ehrenamt kam
Wir schrieben das Jahr 2005. Ich hatte ein neues Pferd gekauft, Cairon, ein riesiges, polnisches Kaltblut mit fast 170 cm Stockmaß und mehr als 800 kg Gewicht. Dennoch voller Sanftmut und Güte. Zu seiner Aufgabe sollte es gehören, mit mir gemeinsam den St. Martin zu reiten. In einem Nachbarort im Rheinland betreute ich seit Jahrzehnten einen Laternenumzug mit ca. 800 Teilnehmern. Für die Musik sorgten 2 Tambourcorps mit laut vernehmlicher Blasmusik. Nun, ich hatte keine Ahnung, ob mein Cairon diese Menschenmenge und vor allem die Blasmusik aushalten würde. Meine Frau betreute zu dieser Zeit in unserem lokalen Altenheim eine Gruppe teils schon stark in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen mit unseren 3 Hunden. Es war das Highlight der Woche, wenn die Hunde kamen und mit den alten Menschen spielten.
Nun veranstaltete das Altenheim in jenem Sommer ein Fest mit 2 Blasmusikkapellen. „Komm,“ meinte meine Frau, „lass uns dorthin reiten. Wir stellen uns ganz an den Rand und schauen, wie Cairon reagiert“. Gesagt, getan, wir ritten hin. Meine Frau mit ihrem erfahrenen Haflinger, ich mit dem Neuling Cairon. „Du, ich gehe noch kurz zur Heimleitung und sage Bescheid, dass wir hier sind. Sonst wundern die sich, wo plötzlich die Pferde herkommen“, so meine Frau zu mir. Kaum war dies getan, kam eine Durchsage. „Frau Oberheuser ist heute auch hier und sie hat uns heute ihre Pferde mitgebracht. Frau Oberheuser, kommen Sie doch bitte mit Ihren Pferden hier zu uns nach vorne.“
Meine Frau und ich schauten uns betreten an. Der Weg zu der ebenerdigen Bühne führte durch eine enge Gasse mit Gartenpavillons links wie rechts. Nicht ganz ungefährlich und die Anwesenden Bewohner saßen teilnahmslos auf ihren Stühlen und blickten nach unten. „Wollen wir wirklich?“ Komm, “ sagte ich, „wir machen das jetzt einfach.“ Dann gingen wir mit den beiden Pferden durch die enge Gasse und stellten uns vor die Bewohner auf die Bühne. Da geschah etwas Seltsames. Ein Gesicht nach dem anderen hob sich und ein Leuchten ging übers Gesicht. Sogar lebhafte Gespräche kamen auf, was haben wir uns gefreut.
Kurz danach gingen wir zurück, ich stellte mich mit Cairon etwas abseits und meine Frau ging kurz zur Heimleitung, um uns abzumelden. Noch in Gedanken über das Erlebte merkte ich, wie Cairon mich mit der Nase anstieß. „Da kommt jemand“, sagte er mir damit. Ich schaute hoch und sah einen alten Mann, der auf einen Rollator gestützt mit schwerem Schritt auf uns zuhielt.
„Kommen Sie ruhig“, rief ich ihn an, „Sie müssen keine Angst haben, Cairon ist ganz brav.“ „Junger Mann“, kam die Antwort, „Ich habe keine Angst vor Pferden. Ich war in Ostpreußen Gestütsleiter und habe diese Pferde gezüchtet. Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben noch einmal ein solches Pferd sehen darf.“ Er ließ seinen Rollator stehen, humpelte auf Cairon zu, klammerte sich an seinen Hals und begann bitterlich zu weinen. Mein Pferd stand dort wie zu einer Salzsäule erstarrt, wohl wissend, dass er sich jetzt nicht bewegen durfte. Fassungslos schaute ich zu und auch mir liefen die Tränen über mein Gesicht.
Wie einfach war es doch für mich gewesen, dem alten Mann und seinen Mitbewohnern eine Freude zu bereiten. Da wusste ich einfach, dass ich irgendwann lernen wollte, alte Menschen zu begleiten, ihnen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern und sie auch auf ihrem letzten Weg zu begleiten.
Es sollte noch ein paar Jahre dauern, aber schließlich fand ich den Weg zum ehrenamtlichen Mitarbeiter im Hospiz.
Dr. Gerd Oberheuser aus Bad Arolsen
Warum wir/ich ein kleines Dankeschön verdiene(n)!
Da wir hier auf dem Land sind - haben wir oft weite Strecken zurückzulegen- was uns nicht hindert, da wir aus den Begleitungen viel für uns mitnehmen.
Und das sind unsere bisherigen Gewinner: