Unser Gewinner des Wettbewerbs (KW 41|2020): Mein Ehrenamt. Mein Moment.
Unser Wochengewinner des Wettbewerbs (KW 41|2020):
Die Sterbebegleiter im Hospiz St. Ferrutius in Taunusstein-Bleidenstadt
Wir gratulieren zu 500 Euro!
Meine ehrenamtliche Tätigkeit!
Ich bin ehrenamtlich als Sterbebegleiter im Hospiz St. Ferrutius in Taunusstein-Bleidenstadt tätig. Dabei werde ich regelmäßig von meinem Hund - Morgan - einem sehr lebhaften aber auch einfühlsamen Dackel-Terrier-Beagle-Mix begleitet.
Was mich bewegt!
Niemand sollte alleine sterben!
Neben der regelmäßigen Tätigkeit als Hospizhelfer, gibt es auch eine freiwillige, permanente Rufbereitschaft. Insbesondere, wenn es keine Angehörigen mehr gibt oder diese nicht zu erreichen sind. Es ist dann meine Aufgabe als Sterbebegleiter, dem Bewohner oder der Bewohnerin bis zum Eintreffen der Angehörigen zur Seite zu stehen. Sterben kann ein langer Prozess sein und den Pflegefachkräften vor Ort fehlt oft die Zeit für eine längere Sitzwache.
Ich wurde an einem Sonntagabend im Sommer 2019 angerufen. Mir wurde von einer alten Dame berichtet, der es bereits sehr schlecht ging und die schon den ganzen Abend sehr unruhig war, so als ob sie Angst vor dem alleine sein hatte. Ich wurde gefragt, ob ich mich für ein paar Stunden zu ihr setzen könnte, bis sie sich beruhigt hat. Ich sagte natürlich zu und erreichte das Hospiz gegen 20 Uhr. An dem Abend war durch einen krankheitsbedingten Ausfall nur eine einzige Nachtschwester vor Ort, die sich ganz alleine und die ganze Nacht durch, mit Hingabe um alle anderen Bewohner kümmerte. Alleine durch meine Anwesenheit konnte ich helfen.
Die alte Dame beruhigte sich schnell und die Nachtschwester konnte in Ruhe und ohne ein schlechtes Gewissen ihrer Arbeit nachgehen. Es war ein gutes Gefühl, einfach nur durch das "da sein" helfen zu können. Mehr muss man oft nicht tun. Nach einer Stunde war die Dame eingeschlafen. Ich blieb trotzdem noch einige Zeit bei ihr sitzen. Ich hielt ihre Hand und streichelte ihr über die Stirn. Das gab ihr das Gefühl, nicht alleine zu sein. Ihr angestrengter, teils angsterfüllter, Gesichtsausdruck verschwand nach einiger Zeit. Ihr Gesicht wurde sanft und friedlich, trotz des Alters, den Schmerzen und ihrer Krankheit. Ihre Atemzüge wurden langsamer und immer tiefer. Die Pausen dazwischen länger. Ich blieb bei ihr, bis tief in die Nacht. Es dauerte noch einige Stunden, dann tat die Frau ihren letzten Atemzug und verstarb. Es war ein friedliches Einschlafen, ganz ohne Qual, einfach loslassen. Ein fast schon erhabener Moment der Stille.
Ein Mensch geht von dieser Welt und für einen Moment schien es mir, als ob die Welt eine Sekunde lang selbst den Atem anhielt. Ich bin dankbar, in jener Nacht bei ihr gewesen zu sein. Ich kannte die Frau ansonsten nicht. Ich wusste nichts über sie. Doch vielleicht habe ich ihr durch meine Anwesenheit die Kraft gegeben, in Ruhe gehen zu können. In dem Wissen, dass sie in jenem Moment nicht alleine war.
Warum wir/ich ein kleines Dankeschön verdiene(n)!
Und das sind unsere bisherigen Gewinner: