Unser Gewinner des Wettbewerbs (KW 31|2021): Mein Ehrenamt. Mein Moment.
Unser Wochengewinner des Wettbewerbs (KW 31|2021):
der Verein "Horizonte Hospizverein e.V."
Wir gratulieren zu 500 Euro!
Meine ehrenamtliche Tätigkeit!
Wir sind ein ehrenamtlicher Hospizverein in Hofheim. Mit aktuell 36 Ehrenamtlichen begleiten wir Sterbende und Trauernde in der letzten Lebensphase und deren Angehörigen und Zugehörigen auch nach dem Tod. Dabei gehen die Ehrenamtlichen wie unsere Claudia T. direkt zu den Familien nach Hause, ins Pflegeheim oder ins Krankenhaus.
Was mich bewegt!
Anruf der Koordinatorin mit der üblichen Frage: "Hast Du Kapazitäten, eine kurzfristige Begleitung zu übernehmen?" Ich scanne in Gedanken meinen Terminkalender für die nächsten Tage und sage: "Ja". Es geht um die Begleitung einer alten Dame in einem Pflegeheim. Der Sohn wohnt in der Nähe, kann aber einfach nicht zu seiner sterbenden Mutter gehen, weil ihn das psychisch zu sehr belastet. Aber er möchte auch, dass seine Mutter nicht alleine ist.
Am nächsten Tag ein sehr positiver Empfang für mich im Pflegeheim: Die Schwestern freuen sich über mein Kommen, weil sie dann für eine Weile nicht in kurzen Abständen bei der Sterbenden im Zimmer vorbeigehen müssen. Sie haben mir sogar ein Fotoalbum bereitgelegt, damit ich einen Eindruck vom Leben der alten Dame bekomme. Sie liegt regungslos mit geschlossenen Augen in ihrem Bett. Ich nehme mir einen Stuhl, setze mich zu ihr und stelle mich kurz vor.
Ich sitze ruhig neben der sterbenden alten Dame. Sie bewegt nur manchmal ein wenig ihre Hände auf der Bettdecke. Sie atmet ruhig. Ich passe meinen Atemrhythmus dem ihren an. Ich spüre eine Verbindung zwischen uns. Bis auf wenige Geräusche auf dem Flur ist es ganz ruhig im Zimmer. Einmal schaut eine Schwester herein und fragt, ob ich einen Kaffee möchte. Nein, danke. Die Stille umfängt uns wieder. Ich schiebe meine Hand unter die Hand der Sterbenden. Sie könnte ihre Hand jederzeit wegziehen, aber offensichtlich mag sie den Hautkontakt. Ich streichele vorsichtig ihre Hand.
Es ist Adventszeit. Überall geht es um Licht. Ich spüre, dass auch die Sterbende bald in dem Licht sein wird, das fast alle Menschen mit Nahtoderfahrung schildern.
Nach zwei Stunden verabschiede ich mich und wünsche ihr alles Gute für ihren Weg.
Bevor ich am nächsten Tag noch wieder zu ihr gehen kann, bekomme ich einen Anruf, dass sie in der Nacht in Anwesenheit einer Schwester friedlich eingeschlafen ist. Der Sohn ist überaus dankbar, dass jemand seiner Mutter noch einmal Zeit geschenkt hat. Ich habe den Namen der alten Dame vergessen. Aber ich bin ihr bis heute dankbar, dass sie mich für zwei Stunden an der letzten Strecke ihres Lebensweges hat teilhaben lassen.
Warum wir/ich ein kleines Dankeschön verdiene(n)!
Weil unsere Ehrenamtlichen in ganz besonderen Momenten für die Sterbenden da sind wie Claudia T. hier es beschreibt. Weil sie spontan, auf Anruf der Leitung des Hospizdienstes, ihre Pläne ändern und einfach da sind, ohne viele Worte, ganz menschlich.
Und das sind unsere bisherigen Gewinner: